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Soziopsychologische Betrachtungen zu Christoph Heins 'Der fremde Freund'

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Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Universität Wien (Germanistik), Veranstaltung: Neuere dt. Literatur: Novelle, 27 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Individuum und Gesellschaft sind in der Novelle minutiös miteinander verwoben. Die Psyche der Gesellschaft als Ganzheit ist nicht identisch mit einer Summe der Psychen der einzelnen Individuen, sondern soziopsychologische Phänomene erhalten eine neue Dimension durch diverse Antagonismen. Inwieweit die literarische Produktion, Vermarktung und Rezeption, in diesem Spannungsfeld stehen, soll die folgende Untersuchung anhand der Novelle "Der fremde Freund" versuchen aufzuzeigen Bei der Interpretation müssen sowohl "interne", also textimmanente Faktoren, als auch "externe", gesellschaftsbedingte Faktoren berücksichtigt werden. Das Individuum, verkörpert durch die Protagonistin Claudia und die anderen handelnden Personen, ist aufgrund zahlreicher Wechselwirkungen und Antagonismen eng mit der Gesellschaft verwoben. Daher bietet sich eine soziopsychologische Analyse an, bei welcher die Erkenntnisse aus der Psychoanalyse ihre Anwendung finden. Die Identifikation mit der Protagonistin, die bei den Rezipienten in Ost und West gleichermaßen stattgefunden hat, lässt darauf schließen, dass Claudias Lebensstil und Einstellung keine ausschließlich DDR-spezifische ist. Trotzdem ist anzunehmen, dass der Autor selbst von eben dieser von ihm unmittelbar als kritikwürdig wahrgenommenen Gesellschaft geprägt war, als er seine Novelle verfasste. Dass der Leser auch seine persönlichen Erfahrungen in die Interpretation des Textes mit einbezieht, ist offensichtlich vom Autor, der einen Dialog mit dem Leser anstrebt und fordert, intendiert. Hein schrieb seine Novelle als "aufklärerischer Moralist" und als "Chronist", wie er selbst von sich behauptet, aber er möchte nicht belehren, sondern zum kritischen Hinterfragen der gesellschaftlichen Verhältnisse anregen. Somit bleibt es wohl dem Leser überlassen, ob er den sozialen und historischen Kontext und die Ursachen für die Entfremdung der stalinistischen DDR-Gesellschaft zuschreibt, oder nicht. Eine der möglichen Lesarten der Novelle wäre es, den Text als eine Kritik an der Zivilisation generell zu verstehen. Mit fortschreitender Zivilisation gerät das Individuum in ein Interdependenzverhältnis, wodurch es zur Unterdrückung von Affekten und zum Selbstbetrug gezwungen wird. ¿ Mio. Menschen haben die Novelle mit großem Interesse gelesen, denn durch die vielen Leerstellen entsteht eine Vielfalt von Deutungsmöglichkeiten. Je nach Lesart hält die Novelle in unterschiedlichen Situationen und Zeiten verschiedene Warnungen bereit.
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