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Spiritus sive consuetudo
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Dass der Mensch qua Erziehung, Bildung und Gewöhnung eine , zweite' bzw. , andere' Natur ausprägen könne oder vielmehr müsse, um den Anforderungen und Normen der Gemeinschaft zu entsprechen, ist eine Vorstellung, die bis auf die Theoriebildungen der klassischen Antike zurückreicht. Spätestens seit Cicero erlangt die Formel , zweite Natur' dann eine semantische Erweiterung, indem sie nicht mehr nur zur näheren Bestimmung der inneren (Um-)Bildungsprozesse von Individuen, sondern darüber hinaus auch der Ergebnisse/Objektivationen menschlichen, die äußere Natur formierenden Tuns (Arbeit) herangezogen wird.
Es ist die fundamentale Einsicht in die schier unendliche Ausprägungsdynamik und Plastizität der menschlichen wie außermenschlichen Natur, die Hegels Überlegungen zum Begriff der zweiten Natur durchgängig bestimmt und trägt. Der Begriff der zweiten Natur begegnet uns in Hegels Werk nur vereinzelt, aber wo er auftaucht, ist er von systematisch entscheidender Bedeutung - so etwa im Übergang zwischen Natur (Irreflexivität) und Geist (Reflexivität) im Rahmen seiner anthropologischen Reflexionen zur Wirkungs- und Funktionsweise der Gewohnheit in der Enzyklopädie oder im Übergang von der "Moralität" (subjektiver Geist) zur "Sittlichkeit" (objektiver Geist) im Rahmen seiner rechtsphilosophischen Überlegungen. Hegel unterscheidet mithin zwi-schen einer subjektiven Dimension , zweiter Natur' (die innere Konstitution des Individuums als das Ergebnis eines Bildungs- und Sozialisationsprozesses) und einer objektiven Dimension , zweiter Natur' (die Welt des Sozialen und deren Regeln, Gesetze und Institutionen). Damit schafft Hegel nicht nur Platz für beide Bedeutungen, sondern er vereinigt sie zudem - wenn auch nicht explizit - in einer dialektischen Konzeption, deren Rekonstruktion sich diese Studie zum Ziel gesetzt hat.
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