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Streit und Kampf
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Nach vorherrschender Meinung veranschaulicht Platon im Gorgias die Wirkungslosigkeit der Sokratischen Gesprächsmethode, da er Sokrates vor allem heftige Vorwürfe und Spott ernten lässt.
Bernhard Kaiser argumentiert hingegen dafür, die emotionalen Reaktionen als Indikator zu werten, dass die Gesprächspartner wirksam in ihrem Selbstverständnis erschüttert werden. Sokrates' Vorgehen ist in Analogie zur medizinischen Behandlung als Seelentherapie konzipiert, wobei der Akzent der Darstellung auf dem Schmerz liegt, den die Behandlung häufig mit sich bringt. Die verbalen Angriffe gegen Sokrates lassen sich somit als Abwehrreaktionen auf die unangenehmen Begleiterscheinungen der psychischen Transformationsprozesse lesen, die durch die argumentativen Widerlegungen eingeleitet werden.
Die Einbettung der Konfliktsituationen in das Handlungsgeschehen bietet zugleich die Gelegenheit, die therapeutischen Tugenden des Sokrates unter Beweis zu stellen: Platon lässt ihn im Interesse der Gesprächspartner stets besonnen reagieren und unerschrocken gegen die Widerstände ankämpfen. Die erhobenen Vorwürfe erweisen sich dabei als unzutreffend. Kaiser arbeitet insbesondere heraus, dass Sokrates auf den Gebrauch der eironeia verzichtet.
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