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Überleben der Glühwürmchen
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Dante stellte sich einst vor, dass sich tief in der Hölle, im Höllenkreis der »trügerischen Ratgeber«, die kleinen Lichter (lucciole) der bösen Seelen tummelten, fernab vom großen und einzigartigen Licht (luce), das uns im Paradies versprochen ist. Es sieht ganz so aus, als ob die neuzeitliche Geschichte dieses Verhältnis auf den Kopf gestellt hat: Die »trügerischen Ratgeber« tummeln sich triumphierend in den Strahlen des großen Lichts (etwa des Fernsehens), während das machtlose Volk wie Glühwürmchen in der Dunkelheit umherirrt.
Pier Paolo Pasolini hat über dieses Verhältnis zwischen den kraftvollen Lichtern der Macht und dem fortlebenden Dämmerschein der Gegenmächte nachgedacht. Doch schließlich verlor er den Glauben an diesen Widerstand in einem berühmten Text aus dem Jahr 1975 über das Verschwinden der Glühwürmchen. In jüngerer Zeit hat Giorgio Agamben diesen politischen Pessimismus untermauert, angefangen mit seinen Texten über die »Zerstörung der Erfahrung« bis hin zu seinen Analysen der »Herrschaft« und der »Herrlichkeit«.
Dieser düsteren Vorhersage über unser »Unbehagen in der Kultur« soll hier widersprochen werden. Die Glühwürmchen sind nur aus dem Gesichtsfeld derer verschwunden, die nicht am richtigen Ort sind, um zu sehen, wie sie ihre Lichtsignale aussenden. Wir versuchen der Lehre Walter Benjamins zu folgen, für den ein Niedergang kein Verschwinden ist. Man muss »den Pessimismus organisieren«, sagte Benjamin. Und die Bilder - sofern man nur rigoros und unprätentiös über sie nachdenkt, sie beispielsweise als Glühwürmchen-Bilder denkt - öffnen den Raum für einen solchen Widerstand.
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