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Ueber die Einigung der Deutschen Aussprache

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Excerpt from Ueber die Einigung der Deutschen Aussprache: Akademische Rede zur Feier des Geburtsfestes des Höchstseligen Grossherzogs Karl Friedrich am 22. November 1904 bei dem Vortrag des Jahresberichts und der Verkündung der Akadem. PreiseUm das zu verstehen wird zunachst ein vergleichender Hinblick auf franzosischc oder englische Verhältnisse von Nutzen sein. Ich wähle das Englische, da dort alles am schärfsten ausgeprägt erscheint. In England haben sich seit den letzten Jahr hunderten des Mittelalters nebeneinander her zwei Formen der Hochsprache aus gebildet, eine geschriebene und eine gesprochene Sprache. Beide haben ihre Heimat in dem Bezirk der Reichshauptstadt London. Die geschriebene Sprache existierte auf dem Papier, in der Kanzlei und in der Literatur. Sie führte ihr eigenes Leben und war äusserst konservativ: die Wortbilder, die uns die heutige englische Schriftsprache bietet, entsprechen ungefähr den Lautwerten zur Zeit der Entstehung dieser Schrift sprache, im 14. J ahrhunder't. Damals sprach man in London täle für ne. Teil (die Sprache), man sagte teil für ne. Teil (der Schwanz), fif für ne. Ieie (5) und auch noch nicht (erst später nit) für ne. Nait (night die Nacht). Neben dieser Schreibsprache aber bil dete sich in London unter dem Ein¿uss des Hofes und der hoheren Volksklassen eine vornehmere Form der Sprechsprache. Diese differenzierte sich durch gewähl tere' Ausdrucksformen von der Sprechweise des niederen Volks und trat, was die Wortwahl, Satzbildung und Flexionsform anbetrifft, mit der Schreibsprache in Wechsel wirkung. Aber in der Lautgebuug entwickelte sie sich ganz nach eigenem Rechte, nach den Gesetzen der gesprochenen Sprache weiter, ohne auf das Schriftbild Rück sicht zu nehmen. Der Grund zu dieser Doppeleutwicklung ist wohl schon im 15. Jahrhundert gelegt, vor dem Buchdruck, als die vornehmen Leute noch nicht alle homines litterati waren und das Lesen noch keine allgemeine Rolle spielte, die massgebende Geltung der Londoner höheren Gesellschaft aber schon bestand. So sehen wir im Laufe der Jahrhunderte in der englischen gebildeten Sprechsprache besonders hinsichtlich des Vokalismus nacheinander die mannigfaltigsten Wandlungen vor sich gehen, ohne dass auf die Schrift viel davon abfärbt. Das ist bis auf die neueste Zeit so gewesen. Erst im Laufe des ver¿ossenen Jahrhunderts z. B. Sind die geschlossenen und 6 in tale, tail und ge, zu neuen Diphthongen ea, öu (téil und gött) geworden. Das Auscinandergehsn der Sprechsprache und der Schreibspracheempfindet man heute in England als storend, ohne dass zunachst Aussicht auf Ab hilfe wäre. Die Versuche, die gemacht sind, bewegen sich auf dem Gebiete der Schreibsprache, sie wollen die Formel "schreibe wie du sprichst durchführen und laufen auf eine sehr gewaltsame Orthographiereform hinaus, die die gewohnten Wort hilder gänzlich umwerfen und die etymologischen Zusammenhänge verdunkeln würde. Immerhin hätte eine solche Reform der Schreibung in England noch mehr Aussicht, als eine Aenderung der Aussprache, nach dem deutschen Rezept: , sprich wie du schreibst. Dafür ist es jetzt definitiv zu spät. Diese Bewegung hätte, wie bei uns, schon im Jahrhundert einsetzen müssen. Dann hätte die gebildete eng lische Aussprache heute lauten können täle und teil, fie und nicht. Dann könnten die heutigen Engländer, ebenso , wie wir Deutsche, sich etwas darauf zu gute tun, dass Schreibung und Aussprache bei ihnen so wenig von einander abständen.About the PublisherForgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.com
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