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Unerwartete Absichten - Genealogie des Reuchlinkonflikts

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Im Konflikt um Johannes Reuchlin und den Umgang mit jüdischen Büchern verdichteten sich verschiedene Entwicklungen zu einem ideengeschichtlichen Knotenpunkt am Übergang von Mittelalter zu früher Neuzeit. So gab es die Frage nach dem Umgang mit nichtchristlichem Wissen, einen um sich greifenden Judenhass und die Ausbreitung des Humanismus nördlich der Alpen. Zudem bildete sich eine christliche Kabbala als Suche nach der ursprünglichen Einheit von Glauben und Wissen heraus, es entstanden durch den Druck neue Publikationsformen, die Formierung einer breiteren gelehrten Öffentlichkeit sowie schließlich die Krise von Institutionen, die bislang das gelehrte Feld stabilisiert hatten. Jan-Hendryk de Boer untersucht diese Entwicklungen als sich wechselseitig bedingende Faktoren, die den Akteuren um 1500 unerwartete Handlungsmöglichkeiten eröffneten. Aus der genealogischen Analyse erwächst dabei die Frage, mit welchem methodischen und theoretischen Rüstzeug eine Ideengeschichte heute möglich ist.
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