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Unfeig

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Ein U / Ein E / Ein I / Ein Enn / Ein Eff / Ein Ge / Ein Zett / Ein Te / Ein Err / Neun Runen nur / neun nur / nur neun / neun Runen feiern eine freie Fuge nun': Denkbar einfach scheint Otto Nebels Rezept zu sein, in das er einige wenige auserlesene Zutaten einzuspeisen und so eines der außergewöhnlichsten Gedicht-Gerichte des 20. Jahr-hunderts zuzubereiten verstanden hat: die Neun-Runen-Fuge 'UNFEIG'. Man nehme neun Buch- Staben, lege sie auf die 'Goldwaage der Urdichtung' und erwäge, ob sie einer 'übersinnlichen Zuraunungs- Gruppe von Urgebilden des Wortes als Mitzeuger' angehören. Sodann füge beziehungsweise fuge man das Ganze auf kleiner Flamme unter stetem lipo- und anagrammatischem Rühren zu einer Schrift-, Sinn-, Bild- und Laut-e-bene umfassenden 'harmonikalen Einheit makro- und mikrokosmischen Geschehens' (Kurt Liebmann). Erstmals seit seiner 'Zuraunung' anno 1923/24 erscheint dieses Werk nun in seiner 'druckreifen und endgiltigen' Gestalt, mit einem Nachwort von Oskar Pastior ('eine genial greinende findung ... ein feigunfähiges zugefugtes stunden- und sekundenwunder') sowie einer Lesung durch Nebel selbst auf CD und einer Reproduktion der vier so genannten 'Runenfahnen', die Otto Nebel in den Jahren 1924/25 dem Zyklus als, wie er sagt, 'Tanzablauf-Darstellung' beigegeben hat. Otto Nebel, geboren am 25. Dezember 1892 in Berlin, besucht nach einem Hochbau- und Architekturstudium am Lessing-Theater den Schauspielunterricht Rudolf Blümners, wo er dessen am klanglich-rhythmischen Gehalt der Sprache orientierte, von semantischen Bezügen weitgehend unabhängige Sprech- und Vortragskunst er-lernt. Ab 1919 lebt Nebel als Maler und Schriftsteller in Berlin. Kontakte zum 'Sturm'-Kreis um Herwarth Walden und zum Weimarer Bauhaus, wo er mit Paul Klee und Wassily Kandinsky bekannt wird, die ihn fördern. Nebel wendet sich der abstrakten oder absoluten Dichtung im Sinne Ernst Stramms zu, die er konsequent weiterführt und auf deren Fundament er sein Konzept der Ru-nendichtung errichtet. Im Zuge dieser Bemühungen entsteht 1923/24 die Neun-Runen-Fuge 'UNFEIG'. 1933 emigriert Nebel in die Schweiz, da ihm die ungestörte weitere Arbeit an seinen Werken - von den Nationalsozialisten als 'entartet' gebrandmarkt - in Deutschland nicht mehr möglich scheint. Beeinflusst durch sein wachsendes Interesse an der Mystik, insbesondere den Schriften Emanuel Swedenborgs, tritt Nebel 1942 der Vereinigung 'Die Neue Kirche' bei, was sich auch in seiner zweiten grossen Runen-Fuge 'Das Rad der Titanen' (1957) niederschlägt. Er stirbt am 15. September 1973 in Bern.
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