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Vergangenheiten
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Willi Seidel, Lauritz Lauritzen und Karl Branner - alle drei SPD-Mitglieder nach 1945 - waren von 1945 bis 1975 Oberbürgermeister der Stadt Kassel. Seidel, seit 1903 in der Stadtverwaltung tätig, legte den Grundstein für personelle Kontinuitäten aus den Jahren vor 1945 im Rathaus. Lauritzen, ehemaliges SA-Mitglied, verließ die Stadt, in der er wenig Spuren hinterlassen hatte, zugunsten einer landes- und bundespolitischen Karriere. Branner war in Kassel aufgewachsen, Mitglied der NSDAP und verfasste eine nationalsozialistisch orientierte Dissertation über Steuerpolitik. In jugoslawischer Kriegsgefangenschaft wandelte er sich zum Antifa-Chef.
Das Buch fragt nach der NS-Vergangenheit der ehemaligen Kasseler Oberbürgermeister und nach ihrem Umgang mit dieser Vergangenheit nach 1945. Wie verhielten sich die drei Amts-träger, die - in unterschiedlicher Weise - bis zuletzt für den NS-Staat tätig gewesen waren, in der Kommunalpolitik der Nachkriegszeit? Welche Rolle spielten ihre Erfahrungen im Nationalsozialismus für ihre Politik, ihre Karriere und ihre Beteiligung am Aufbau einer demokratischen Ordnung? Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus im Allgemeinen und mit der eigenen NS-Vergangenheit wird ebenso untersucht wie das Verhältnis zu Presse, Opposition und Opfern der NS-Diktatur. Während die Verdienste als Politiker nach 1945 meist positiv in Erinnerung geblieben sind und zu zahlreichen Ehrungen Anlass gaben, wurden Aktivitäten im Nationalsozialismus weitgehend verschwiegen, jedenfalls in der Öffentlichkeit nicht diskutiert. So entstanden zum Teil lückenhafte, zum Teil retuschierte Bilder der Oberbürgermeister, die mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen dieser Studie konfrontiert und in Frage gestellt werden.
Libri-Titel folgt in ca. 2 Arbeitstagen