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Von sieben Meeren

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¿ Woher kommt es, lieber Baron, daß sich plötzlich für eine Stadt, für ein ganzes Land einem ein festes Gefühl aufdrängt, das man zeitlebens in Gedanken damit verbindet? Ich schrieb Ihnen einmal darüber, vor Jahren, von Quito aus. Ich war nicht eine Viertelstunde dort, als ich fühlte: dies alles ist nicht heute ¿ dies alles ist so, wie es vor einhundertundfünfzig Jahren war. Dieses Empfinden war so stark, daß auch ich in der Äquatorstadt umherlief als ein Mensch des achtzehnten Jahrhunderts, daß ich gar das Empfinden hatte, als müsse ich meine Briefe datieren: A. D. 1760. Hier, in Chile, ist's anders. Schon unten in der Magelhaensstraße wuchs in mir ein Gefühl: nun wird etwas geschehn. Aber nicht jetzt ¿ später erst. Ganz sacht, ganz leise, ganz allmählich. Doch es ist nichts Wirkliches, das geschehn soll, kann nichts Wirkliches sein, weil all dies Land und dies Meer und dieser Himmel ¿ weil alles hier ganz unwirklich ist. Die blauen Gletscher, die ins Wasser hineinwachsen, die Bettelindianer, die im Boot ans Schiff fahren, mit Jacken bekleidet, aber ohne Hosen, Männlein wie Weiblein, die Albatrosse, die wie Enten spielen ¿ Doch all das, schien mir, waren nur Folgen. Wenn die Alpe ins Meer geht, wenn der beste Flieger den plumpsten Schwimmer macht, wenn Menschen, die allem Herkommen nach auf den Mustang in die Pampa gehören, als Familienwohnsitz ein Boot sich wählen, um ein armselig Feuer da herumhocken und auf ein Schiff lauern, um ihre Otterfelle gegen einen Schluck Whisky einzutauschen, so muß da etwas sein, das sie solch Unmögliches tun läßt. Und dann, plötzlich, ist das Gefühl da: es ist der Regen. Man mag sich lange vorerzählen: das ist ja Unsinn. Was hat der Regen damit zu tun? Gar nichts!
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