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Werner Scholem
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Walter Benjamin beschimpfte ihn 1924 als »Lausejungen«, Josef Stalin nannte ihn einen »tollen Burschen«, sah ihn jedoch bald als lästigen »Dummkopf«. Ähnlich Ernst Thälmann, der vor »Scholemismus« warnte. Für den Philosophen Gershom Scholem hingegen war er jedoch vor allem eins: der große Bruder.
Aufgewachsen in einer Berliner jüdischen Familie starteten beide eine Revolte gegen den autoritären Vater und den Chauvinismus des Ersten Weltkrieges. Werner inspirierte den jüngeren Bruder zum Zionismus, er selbst bekannte sich nach langer Sinnsuche zum Kommunismus. Werner Scholem stieg schnell auf, in den Reichstag und die KPD-Zentrale. Als Organisationsleiter »bolschewisierte« Scholem die KPD, nur um 1926 als erbitterter Gegner Stalins aus der Partei geworfen zu werden.
1933 wurde Scholem unter mysteriösen Umständen verhaftet, 1935 überraschend vom NS-Volksgerichtshof freigesprochen, jedoch nie freigelassen. Scholem wurde 1940 im KZ Buchenwald ermordet. Bis heute ranken sich literarische Legenden um seine Verhaftung. Franz Jung und Alexander Kluge erzählten sie als Spionagedrama, eine besondere Rolle spielte Scholem auch in Hans-Magnus Enzensbergers Roman »Hammerstein oder Der Eigensinn« (2008). War Scholem Agent im Auftrag der Sowjetunion? Verführte er die Generalstochter Marie-Louise von Hammerstein, um ihr die Aufmarschpläne der Reichswehr gen Osten zu entlocken?
Ralf Hoffrogge erzählt - mit Hilfe unveröffentlichter Quellen aus einst geheimen Archiven - die Geschichte eines Menschen, der um eine Utopie kämpfte und an den Widersprüchen seiner Zeit zugrunde ging.
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