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Zukunftsperspektive Familie und Wirtschaft

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Inhalt Vorwort Hans-G¿nter Kr¿sselberg, Heinz Reichmann Zum Geleit Die AEU-Studie - ein Ansto¿zur gesellschaftlichen Reflexion der Bedeutung von Familie im Gespr¿ zwischen Wirtschaft und Kirche Heinz Reichmann "Politik f¿r die Familie" im Diskurs - Das AEU-Projekt Hans-G¿nter Kr¿sselberg Zur Einf¿hrung: Die Denkanst¿¿ dieser Studie Hans-G¿nter Kr¿sselberg Teil I I Familienpolitik in einer Sozialen Marktwirtschaft - die ordnungspolitische Herausforderung I.1 Familienpolitik heute: Historisches, Grunds¿liches und Aktuelles Hans-G¿nter Kr¿sselberg I.2 ¿onomische Analyse der werteschaffenden Leistungen von Familie im Kontext von Wirtschaft und Gesellschaft - mit Schlussfolgerung und ¿erleitung Hans-G¿nter Kr¿sselberg Teil II II Prozesse des gesellschaftlichen Wandels - und der Wandel des familialen Alltags II.1 ¿er die Gegenwart pr¿nde Prozesse familialer Ver¿erungen: Thesen und Anti-Thesen Rosemarie Nave-Herz II.2 Wandel der Familienstrukturen und des familialen Alltagslebens Rosemarie von Schweitzer Teil III III Junge Menschen auf dem Weg von der Kindheit in die Welt der Erwachsenen III.1 Freiheit in Grenzen - Wege zu einer wachstumsorientierten Erziehung Klaus A. Schneewind III.2 Biographische Strategien des Erwachsenwerdens Peter B¿chner Teil IV IV Familie in der Perspektive der evangelischen Theologie - ¿er die Bedeutung gesellschaftlicher Diskurse IV.1 Familie - auch in Zukunft Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern IV.2 Von Wert und W¿rde der Familie Bernd Wannenwetsch IV.3 Was dem Leben dient: Familie - Ehe - andere Lebensformen Martin Hein Teil V V Die Botschaften V.1 Die familiensoziologische Botschaft Von einem Bedeutungsverlust von Ehe und Familie kann nicht die Rede sein Rosemarie Nave-Herz V.2 Die familien- und hauswirtschaftliche Botschaft Eine neue Familienorientierung braucht das Land Rosemarie von Schweitzer V.3 Die psychologische Botschaft "Freiheit in Grenzen" - die zentrale Botschaft zur St¿ung elterlicher Erziehungskompetenz Klaus A. Schneewind V.4 Die erziehungswissenschaftliche Botschaft ¿er biographisches Lernen - Von der Erwachsenenzentriertheit des Kindes zur Kindorientierung Erwachsener Peter B¿chner V.5 Drei theologische Botschaften Die erste theologische Botschaft Bisher ist die gesellschaftliche Anerkennung der Eltern- und Familienarbeit unzureichend Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern Die zweite theologische Botschaft Wir brauchen die Familien-Emanzipation Bernd Wannenwetsch Die dritte theologische Botschaft Was dem Leben dient: Offenheit f¿r die Weitergabe, Entfaltung und Bewahrung menschlichen Lebens Theologische Kammer der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck V.6 Die ordnungspolitische Botschaft Vom Gebot der Sicherung und St¿ung familialen Humanverm¿gens Hans-G¿nter Kr¿sselberg Autorinnen und Autoren Expos¿Obwohl es sich tagt¿ich beweist, es muss wohl wieder gelernt werden, dass sich im Leben der Familien das Leben der Gesellschaft und ihrer Wirtschaft spiegelt. Dass die meisten Familien in der Lage sind, mit den Problemen ihres Alltags fertig zu werden, bedeutet nicht, dass sie sich in der Realit¿der Bundesrepublik Deutschland angemessen behandelt f¿hlen. Zu viele ihrer Aufgaben werden ihnen schwer gemacht, zu viele ihrer Pflichten empfinden sie als unn¿tig belastend. Ihrer Sorgen m¿chte sich diese Studie annehmen unter dem Motto: Eine neue Familienorientierung braucht dieses Land. Sie will die Botschaft vermitteln, dass ihre Aufforderung, zu einer neuen Familienorientierung zu finden, auf alle politischen Ebenen und alle gesellschaftlichen Institutionen zielt und sich somit an alle Entscheidungstr¿r dieser unserer Gesellschaft richtet. Wenn hier schwerpunktm¿g nach der Zukunftsperspektive f¿r Familie und Wirtschaft gefragt wird, dann bedeutet dies, von der Grundlegung der gesellschaftlichen Arbeit in Familie und Wirtschaft her Zukunft zu denken mit Blickpunkt auf die Chancen und Gef¿dungen der Sicherung und St¿ung des in Familien entstehenden und zu bewahrenden Humanverm¿gens der Gesellschaft, des an Bedeutung alles ¿berragenden gesellschaftlichen Handlungspotenzials. ¿er eine Zukunftsperspektive verf¿gen Wirtschaftsgesellschaften, die in der Lage sind, ihre produktiven Potenziale zu erkennen, deren Aufbau und Erhaltung zu f¿rdern und einer nachhaltigen Nutzung zu unterwerfen. Ein Thema dieses Bandes widmet sich der Auseinandersetzung mit der Frage, wie wichtig es f¿r Gegenwartsgesellschaften ist zu erkennen, wie problemetisch es ist, die Institution "Familie" als einen Bereich zu betrachten, der wesentliche Teile seiner gesellschaftlichen Funktion an andere au¿rfamiliale, meist staatliche Institutionen abgegeben hat. Wenn das jemals voll zugetroffen haben sollte, was zweifelhaft ist, sind jedenfalls zwischenzeitlich hohe Leistungsanspr¿che wiederum an die Familen herangetragen worden. Wenn es um die Einsch¿ung von Familien geht, kann deren Bedeutung nur ¿ber eine mehrschichtige gesellschaftliche Standortbestimmung zu bestimmen sein. Ob von Familie als Ort menschlichen Zusammenlebens die Vermittlung gesellschaftlicher Wertmuster verlangt wird oder eine bewusste Haushaltsf¿hrung oder ein eigenst¿iger Beitrag zur Bildung von Humanverm¿gen oder auch zur Schaffung von Geschlechter- und Generationensolidarit¿ stets ist sie in Handlungsbereiche einbezogen, die von ihr kompetente Entscheidungen verlangen. Woran soll sie sich orientieren? Eine Grundeinsicht der Ordnungstheorie in der Auspr¿ng, wie sie im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Philipps-Universit¿Marburg vertreten wird, ist die, dass wegen der Interdependenz der Ordnungen verschiedener Lebensbereiche solche Teilordnungen bei aller m¿glichen Variabilit¿im einzelnen einem gleichen Prinzip folgen m¿ssen, soll ihre Funktionsf¿gkeit bewahrt bleiben. Diese Aussage soll f¿r alle institutionellen Arrangements verbindlich sein. Zunehmend wird in diesem Zusammenhang das Prinzip der "Nachhaltigkeit von Entwicklung" als besonders gewichtig herausgestellt. Diese Ansicht teilen wir in Orientierung an der Rio-Deklaration von 1992, in der es unseres Erachtens entscheidend um die Formulierung von Grunds¿en f¿r die zuk¿nftige Gestaltung der Lebensbedingungen von Menschen ging: "Die Menschen stehen im Mittelpunkt der Bem¿hungen um eine nachhaltige Entwicklung. Sie haben das Recht auf ein gesundes und produktives Leben im Einklang mit der Natur". "Das Recht auf Entwicklung mu¿so erf¿llt werden, dass den Entwicklungs- und Umweltbed¿rfnissen heutiger und k¿nftiger Generationen in gerechter Weise entsprochen wird". Der Sorge um eine nachhaltige, zukunftsf¿ge Sicherung des individuellen und gesellschaftlichen Bestandes an Humanverm¿gen, einer Vielzahl von zur Lebensgestaltung und zur aktiven Partizipation an allen gesellschaftlichen Institutionen sowie zur gerechten Teilhabe an ihren F¿rderungsangeboten bef¿gten kreativen Individuen widmet sich diese Studie. Wer nach einem Leitbild f¿r eine konsensf¿ge Familienpolitik der Zukunft Ausschau h¿, soll hier die Anregung erhalten, es sei das Leitbild einer zukunftsf¿gen, nachhaltigen Entwicklung. Empfohlen wird eine Gesellschaftsreform, die sich in ihrer Grundstruktur ausrichtet auf eine am Wohl von Familien orientierte Politik im Zeichen des Paradigmas der Nachhaltigkeit. Das ist eine Politik der Reform von unten nach oben. Deren Ausgangspunkt ist, dass in einer Privateigentumsordnung die Familienhaushalte die Anbieter von Faktorleistungen aller Art sind und nicht lediglich von Arbeitskraft (Humanverm¿gen). F¿r nahezu alle empirie-geleiteten Denkmodelle f¿r wirtschaftliches Handeln gilt die Grundannahme, dass in Familienhaushalten dar¿ber entschieden wird, in welcher Weise die insgesamt einer Volkswirtschaft zur Verf¿gung stehenden Ressourcen an Geld-, Sach-, Sozial- und Humanverm¿gen genutzt werden sollen. Ziel wirtschaftlichen Handelns sei die bestm¿gliche Befriedigung der kurz- und langfristig definierten Bed¿rfnisse der Mitglieder dieser Familienhaushalte. Immer wichtiger wird dabei die Analyse der Aufteilung der Zeit der einzelnen Familienmitglieder auf die im Haushalt und Betrieb zu verrichtenden Arbeiten, auf au¿rbetriebliche, soziale und kulturelle T¿gkeiten, auf Regeneration, Erholung und Freizeit. In vielf¿iger Weise besch¿igen sich die Autoren dieses Bandes mit der Frage, welche volkswirtschaftlich unersetzbaren Leistungen damit von Familien erbracht werden. Sie neigen in ihrem Urteil dazu und werben daf¿r, die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichwertigkeit von Familient¿gkeit und Erwerbst¿gkeit f¿r alle Lebensbereiche anzuerkennen und die gegenw¿ig vielfach festzustellende "strukturelle R¿cksichtslosigkeit der Gesellschaft gegen¿ber ihren Familien" Schritt f¿r Schritt abzubauen. Die Zukunftsperspektive von Gesellschaften wird wesentlich davon bestimmt werden, wie diese mit dem Problem potenzieller Rivalit¿zwischen den Generationen und den Geschlechtern umgehen. Defizite an Generationen- und Geschlechtersolidarit¿mindern das kreative Potenzial kooperativer Arrangements, die M¿glichkeit der Nutzung unterschiedlicher Begabungen, F¿gkeiten und Wissensst¿e zum Zweck der Wohlstandsmehrung f¿r alle Beteiligten. Solche Defizite zeigen sich vielfach heute im Bereich der Sozialen Sicherung, des Bildungswesen und in der Arbeitswelt. Auch das sind Tatbest¿e, die die Diskussionen, die in diesem Band angelegt sind, besch¿igen, weil sie vielf¿ige Belastungen in das Leben von Familien hineintragen. Das aber sollte Nachdenklichkeit wecken im Hinblick auf den aktuellen Stand der Realisierung gesellschaftlicher Grundwerte in dem Institutionengewirr unserer Gegenwart. Wenn ¿ber Politikverdrossenheit der deutschen B¿rger in der Gegenwart berichtet wird, ist immer auch davon die Rede, dass die politische Realit¿eben diese B¿rger zu sehr in ihrer Handlungsfreiheit behindert. Das gilt nicht nur f¿r Vorschriften aller Art, sondern vornehmlich f¿r eine Belastung mit Steuern und Abgaben, die das Verm¿gensbildungspotenzial und damit die potenzielle Handlungsfreiheit in den Familien massiv beschr¿t. Die Einsicht in die parasit¿ Aneignung der Ergebnisse familialer Investitionen in die humane Infrastruktur unserer Gesellschaft durch nicht-familiale Dritte zu vermitteln ist ein weiteres wichtiges Anliegen dieses Bandes und der daran ankn¿pfenden Botschaften. Alle diese Botschaften sind darum bem¿ht, Ausblicke zu ¿ffnen in jederzeit m¿gliche schrittweise Ver¿erungen von defizit¿n Einstellungen, Institutionen und Politikvarianten, um es leichter werden zu lassen, "Familie zu leben". Haush¿erische Ressourcen und Daseinskompetenzen zur Alltags- und Krisenbew¿igung sind gefragt. Es bedarf der St¿ung der autonomen Zonen f¿r Familien, ihrer Bef¿gung und F¿gkeit zur Selbst¿igkeit, was in diesem Band sowohl unter dem Aspekt der St¿ung der elterlichen Erziehungskompetenz, dem der Erziehung der Kinder zur Selbst¿igkeit als auch dem der Wahlm¿glichkeiten bei bislang kollektiv angebotenen gesellschaftlichen Dienstleistungen wie Schule und Soziale Sicherung. Immer wieder wird von Kritikern des Sozialsystems der Bundesrepublik Deutschland die Forderung nach einem "Umbau" erhoben. Es sei ineffizient und zu teuer. Gelegentlich wird hinzugef¿gt, es versto¿ gegen grundlegende Prinzipien der Gerechtigkeit. Allen diesen Argumenten sollte Bedeutung zugemessen werden. Schlie¿ich ist es nicht unbillig, dem Kriterium der Gerechtigkeit zuzubilligen. Die Autoren dieses Bandes pl¿eren daf¿r zu akzeptieren, dass "Gerechtigkeit f¿r Familien" die Zielgr¿¿ sein sollte, auf die sich jegliche Vorstellung ¿ber die Richtung des Umbaus dieses Sozialsystems einzulassen hat. Sie wird abgeleitet aus dem empirischen Befund der in unserer Gegenwart vorhandenen "strukturellen R¿cksichtslosigkeit gegen¿ber Familien". Dabei sollte eine gro¿. wenngleich viel zu oft ¿bersehene Erkenntnis aus der Reflexion der Grundlagen "guter" gesellschaftlicher Ordnung nicht aus den Augen verloren werden: Die Menschenrechte sind vorstaatliche Rechte, sie werden nicht vom Staat gew¿t, sondern binden und verpflichten ihn. Es f¿t leichter, die Verletzungen von Menschenrechten zu erkennen, als zu sagen, was ihre Einhaltung bedeutet oder worin genau sie besteht. Verfassungstheoretiker haben davon gesprochen, dass sich alle Verfassungen, die einen Grundwertekatalog enthalten, der die konkrete inhaltiche Bestimmung der Eckpfeiler solcher Verfassungen leistet, auf eine historisch weitsichtige, weil zutiefst humanit¿, evolution¿ Wertbestimmung f¿r Ordnungen eingelassen haben. Sie sind sich dahingehend einig, dass die dort im einzelnen genannten Grundrechte eine besondere Eigenschaft besitzen: Sie seien ein Beleg f¿r die Einsch¿ung der Verfassungsgeber, dass zu verschiedenen Zeiten in "Momenten der Krise" historische "Verwundungen" stattfanden, die Gesellschaften in Zukunft vermeiden sollten, weil sie deren Zukunfsf¿gkeit bedrohen. Genau das aber liefert die Legitimation f¿r das Bundesverfassungsgericht der Bundesrepublik Deutschland, "Gerechtigkeit f¿r Familien" in vielen Einzelpunkten einzufordern, womit auch diese unsere Studie ihre Grundlegung erh¿.
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