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Zur Stellung von Bachs Matthäuspassion in ihrer Zeit
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Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Musikwissenschaft, Note: 1, 3, Ruhr-Universität Bochum, 14 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: J. S. Bach wird 1685 in den Schoß einer protestantischen Musikerfamilie geboren. Im April 1723 wählt ihn der Rat der Stadt Leipzig zum Thomaskantor, und Bach widmet sich hier nach einer weltlichen Stellung wieder der geistlichen Musik. Seine Aufgabe in Leipzig ist, in den beiden Hauptkirchen für die musikalische Verkündigung der heiligen Schrift zu sorgen.
Das Kirchenjahr strukturiert das Leben der Leipziger Gemeinde. Der Karfreitag bindet insofern eine gewisse Erwartenshaltung der Kirchengänger an den Gottesdienst an sich. Ab 1721 werden in der Thomaskirche oratorische Passionsmusiken in den Vespergottesdienst eingeführt, damals noch unter dem Thomaskantor Johannes Kuhnau. In diesem Zusammenhang erscheint die Matthäus-Passion Bachs als selbstverständliches liturgisches Auftragswerk. Der äußere Aufbau der Matthäus-Passion ist dem angepaßt: Sie ist zweigeteilt, zwischen den Teilen soll die Predigt gehalten werden. Jedoch steht die Matthäus-Passion Bachs insgesamt in einem besonderen Licht. Am Anfang des ersten Teils steht das Exordium, das die Gemeinde zur Sammlung aufruft und auf die Passion einstimmt. Dieser Teil nimmt einen großen Rahmen ein: Zwei Chöre stellen eine Gruppe von Gläubigen dar, die die Töchter der Stadt Jerusalem, die Töchter Zions, anrufen: "Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen". In diese Bitte hinein erklingt von einem dritten, einstimmigen Chor der Passionschoral "O Lamm Gottes, unschuldig". Die beiden Hauptchöre rufen sich Fragen und Antworten zu, die jeweils in einer Choralzeile enden. Im Anschluß beginnt die Vorgeschichte mit der Leidensankündigung. Nach dem Einsatz des Evangelisten erklingen die ersten Jesusworte: "Ihr wisset, daß nach zweien Tagen Ostern wird, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden." Die Gemeinde mischt sich hiernach fragend ein:" Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen?". Solch eine geradezu opernhafte Darstellung war in der Kirche nicht gerne gesehen und verunsicherte die Gemeinde. Der Dichter Christian Friedrich von Henrici hatte seine Textvorlage nicht auf Zweichörigkeit angelegt. Wieso gestaltet Bach seine Matthäus-Passion so elaboriert und läßt sie aus dem gewohnten Rahmen fallen? Anhaltspunkte, wieso die Matthäus-Passion aus dem damals Üblichen herauszuragen scheint, werden in der vorliegenden Arbeit anhand einer Beschreibung der Entstehungsgeschichte und des Aufbaus behandelt, um sie abschließend in Bezug auf andere Passionen ihrer Zeit einordnen zu können.
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